Speakers’ Corner
23.11.2022 - Eine Kaffeefahrt nach Eggolsheim
Morgen den 24.11.2022 werde ich eine Kaffeefahrt nach Eggolsheim unternehmen. Die Gegend dort ist recht schön und kostenlose Getränke bei der Veranstaltung gibt es sicherlich auch.
Natürlich bin ich mir darüber im klarem, dass eine Kaffeefahrt nichts anderes als eine Verkaufsveranstaltung ist, aber wenn irgendetwas kostenlos ist
oder wenn mir ein finanzieller Gewinn versprochen, sollte man sich doch schlau machen ...
Natürlich mache ich morgen keine Kaffeefahrt, sondern ich besuche eine Infoveranstaltung zum Thema Windparkplanungen in der Gemeinde Eggolsheim
und ihrer Nachbargemeinden. Erst vor kurzem war ich bei einer solchen Veranstaltung in Ebern und Untermerzbach (Landkreis Haßberge).
Daher ahne ich schon was ich zu erwarten habe. Es ist wie ein bißchen wie eine Gardinenpredigt.
Erst wird einem Angst gemacht - Energiekrise, Ukrainekrieg, böser Putin - und dann folgt der moralische Anteil
der ungefähr so lautet "Wir müssen solidarisch sein, denn in Städten kann man keine Windräder bauen".
Irgendwann kommt der erhobene Zeigefinger "Es ist alles gesetzlich geregelt" und "Du mußt gehorchen".
Weiter geht es mit "Die Natur hält das schon aus" und als Highlight folgt die "Wertschöpfung vor Ort".
Spätestens hier sollte es klar sein: "Es geht nur ums Geld"! Dabei frage ich mich "Wo sind die Bürger,
denen die überhöhten Preise für Strom, Gas, Benzin und Öl essentielle Probleme und Sorgen bereitet?". Oder ist es doch so, das nur wenige Bürger
den finanziellen Vorteil suchen und die Mehrheit gar nicht die Möglichkeit hat mit Geld zu spekulieren.
Was ich über solche finanziellen Lockmittel halte, habe ich schon vor mehr als zwei Jahren geschrieben [1]: "Ein unmoralisches Angebot".
In den Gemeindemitteilung 21/22 der Gemeinde Eggolsheim findet man schon eine recht ausführliche Beschreibung,
was morgen präsentiert wird.
Allerdings hat man den Eindruck der Text wäre vom Windkümmerer oder von der
Public Relations Abteilung der Firma Naturstrom geschrieben. Es ist einfach nur Werbung.
Das der Text viele Behauptungen, Halbwahrheiten oder Unwahres enthält, spielt keine Rolle.
Die Gemeindemitteilung ist offiziell und damit "faktisch" richtig. Zumindest für die Bürger, die sich mit dem Thema nicht auseinandergesetzt haben.
Ein Punkt der mir aufgefallen ist, wie sehr man sich bemüht dem potentiellen Käufer das Gefühl der Sicherheit zu geben.
War in dem Energienutzungsplan noch von einer Windgeschwindigkeit von 6 - 7 m/s in 160 m Höhe die Rede, spricht man nun schon
von "... über 7 m/s". In den Nürnberger Nachrichten wurde sogar von einem Wert von 7,42 m/s gesprochen.
Da lehnt sich die Gemeinde Eggolsheim ziemlich weit aus dem Fenster, denn Beteiligungen an Bürgerwindrädern
bleiben Spekulationsprojekte. Sollten die Erwartungen nicht erfüllt werden, könnte man sich darauf berufen,
dass die Gemeinde Eggolsheim dies glaubhaft behauptet hat und Regress einfordern.
Ich selbst wäre ziemlich skeptisch, denn nach meiner Analyse [2] des Neudorfer Windparks (Lkr. Bamberg)
rechne ich mit einer Überbewertung der Windgeschwindigkeit von 0,4 - 0,7 m/s. Schaut man sich die Daten
auf dem Energieatlas [3] an, sehe ich beim besten Willen nur Werte von knapp unter 7 m/s. Berücksichtigt man
die Überbewertung durch den Energieatlas, erhält man einen Wert von nur 6,3 - 6,4 m/s!
Doch wie viel Energie liefert nun ein Windrad mit einer Leistung von 5 - 6 MW wirklich?
Wo gibt es öffentliche Leistungsdaten und wo sind Referenzanlagen installiert?
Vielleicht irgendwo in Deutschland, in Bayern jedenfalls nicht.
Da gilt es der Obrigkeit in der Person des Ministerialdirektors Rainer Veit vom Bayerischen Wirtschaftsministerium zu glauben,
der behauptet, schon bei einer Windgeschwindigkeit von 4,8 m/s würde sich der wirtschaftliche Betrieb
einer Windkraftanlage lohnen. Kaum zu fassen!
Reiner Pracht