Speakers’ Corner
10.03.2024 - Leserbrief von Herrn Karlheinz Orth zum NN-Artikel "Ein übles Spiel - Mehringer Windpark-Aus bedroht die Energiewende"


Leserbrief zu NN am 19. Februar 2024: Ein übles Spiel - Mehringer Windpark-Aus bedroht die Energiewende





Nach Meldungen von BR24 (28. und 29. Januar 2024) rechnet Wacker Chemie damit, dass "ein Zehntel des nötigen Industriestroms im Chemiedreieck aus dem geplanten großen Windpark kommen könnte." Wenn nun die Bürger von Mehring gegen 10 der in der Region geplanten 40 Windräder gestimmt haben, würden die 30 verbliebenen noch 7,5 % liefern - den "Rest" müsste Wacker Chemie also von zuverlässigen und dem Bedarf entsprechend steuerbaren Quellen beziehen. Wer auf eine sichere Stromversorgung angewiesen ist, kann sich insbesondere im niederbayerischen Schwachwindgebiet nicht auf volatilen, wetterabhängigen Strom aus Wind (und Sonne) verlassen, solange die nötige Infrastruktur (Stromtransport und Stromspeicherung) nicht verfügbar ist. Weil das so ist, helfen auch mehr Windräder nicht, denn der Wind weht, wann er will, aber nicht dann, wann er soll - allen politischen Wunschzielen zum Trotz.

Völlig unbeeindruckt von diesen Tatsachen rüffelt der Autor die Bürger, die "nicht nur gegen den Windpark gestimmt, sondern auch den Daumen über ihre Zukunft gesenkt" haben. Damit lässt er ein eigenartiges Demokratieverständnis erkennen, wenn er die Entscheidungsträger (als "mündige Bürger" hat sie Willy Brandt gewürdigt) als "Egoisten" bezeichnet. Er sollte respektieren, dass vor dem Bürgerentscheid das Für und Wider ausgiebig erörtert und sorgfältig abgewogen wurde - das war kein "übles Spiel"! Für das aus seiner Sicht unerwünschte Ergebnis macht er die bayerische Regierung verantwortlich, die "den Menschen nicht erklärt hat, warum es die Energiewende braucht und welche Rolle die Windkraft dabei spielt." Daraus folgt dann doch wohl, dass anstelle objektiver Information so lange auf die Bürger eingewirkt werden muss, bis das politisch gewollte und von einigen Medien lautstark unterstützte Ziel endlich erreicht wird. Bei einem derartigen Demokratieverständnis muss man sich über die Politikverdrossenheit der Bürger nicht wundern.

Karlheinz Orth