Speakers’ Corner
29.04.2024 - 1. Bürgerversammlung zum Thema Windräder auf der "Lange Meile" in Ebermannstadt
"Ich kann die Ängste und Sorgen durchaus verstehen.", "Man werde alles tun, um die Bedenken bestmöglich auszuräumen" und "Wir dürfen nicht müde werden, anstrengende Diskussionen zu führen.".
Diese Zitate stammen von Bürgermeisterin Christiane Meyer (Neue Liste Ebermannstadt) als der Regionale Planungsverband vor wenigen Wochen den einstimmigen Beschluss fasste, Windkraft-Vorranggebiete
für die Gebiete Lange Meile Nord und Süd auszuweisen [1]. Leider erwähnte sie nicht, dass 2000 Stellungnahmen und 100 verschiedene Einwendungen und Aspekte eingereicht wurden.
Diese hat man mit dem Argument "Überragendes öffentliches Interesse der Energieerzeugung" vom Tisch gewischt!
Wie man mit Einwendungen von Bürgern umgeht, ist ihr also bekannt, denn sie hat diese Entscheidung ausdrücklich unterstützt.
Die erste öffentliche Diskussion am 19.4.2024 in Ebermannstadt verlief wie erwartet auch anstrengend. Nicht nur für Bürgermeisterin Christiane Meyer,
sondern auch für das Publikum, denn die Beiträge von den "Experten" hatten den Stil einer moralisierenden, ermüdenden Sonntagsrede.
Als "Experten" für fast alle Fragen unterstützte Markus Ruckdeschel (Energieagentur Nordbayern) und Mariella Schubert (Plan BC GmbH) die Bürgermeisterin.
Leider konnte es Markus Ruckdeschel nicht unterlassen die angeblichen politischen Zusammenhänge zwischen Ukrainekrieg und der Notwendigkeit die sogenannten "Erneuerbaren Energien" zu betonen.
Natürlich kam die Erwähnung der Klimakrise nicht zu kurz und er betonte, wie sehr das Land China sich auch bei diesem Thema anstrenge.
Leider "vergaß" er darauf hinzuweisen, dass China mittlerweile der größte Erzeuger von CO2 ist und dass China plant mehr neue Kohlekraftwerke zu bauen, als Deutschland überhaupt besitzt [2][3].
Nicht vergessen wurde der Hinweis, dass auch Deutschland seinen Beitrag leisten müsse.
Als Sachverständiger für Energiefragen mag er kompetent sein, aber es steht ihm nicht zu sich zu politischen Fragen zu äußern oder sich bei Themen wie Klimatologie als Experte darzustellen.
Frau Mariella Schubert beschränkte sich mehr auf die konkrete Planungen. Lediglich bei ihrer Anmerkung beim Thema Rückbaukosten erntete sie lautes Gelächter,
als sie von einem Fall berichtete, bei dem ein Windrad für 80.000 Euro entsorgt wurde. Die Umstände für diesen Spottpreis wären interessant gewesen,
aber man kann davon ausgehen, dass der Rückbau eines modernen Windrades in 20 Jahren einen hohen sechsstelligen Betrag kosten wird.
Zu Wort kam auch Herr Schwarzmann, Bürgermeister von Eggolsheim der ausdrücklich betonte, dass die Gemeinde Eggolsheim auf jeden Fall Windräder
direkt an den Grenzen von Ebermannstadt errichten will. Das bedeutet, selbst wenn es der Bevölkerung gelingen würde, die Windräder von Ebermannstädter Grund fernzuhalten,
wären die von der Nachbargemeinde vorhanden und würden die Anwohner gesundheitlich beeinträchtigen.
Das Herr Schwarzmann dafür keinen Applaus bekam, war zu erwarten.
In diesem Zusammenhang möchte ich betonen, dass die erwähnte Richtlinie TA Lärm den Infraschall nicht beinhaltet.
Seit Jahren wird verhindert, dass die entsprechende DIN-Norm überarbeitet wird.
Frau Bürgermeisterin Meyer versuchte noch den Altbürgermeister von Heiligenstadt Herrn Krämer zu Wort kommen zu lassen.
Doch die Bürger sprachen sich dagegen aus, weil Herr Krämer kein Bürger von Ebermannstadt ist.
Dies ist gesetzlich auch so geregelt und kein Grund zur Kritik.
Es war eine emotional aufgeladene Versammlung. Leider finden vergleichbare Ereignisse hundertfach in Deutschland statt, wenn betroffene Bürger sich wehren.
In solchen Momenten merke ich wie wenig Wissen bei den Bürgern vorhanden ist. Oft genug erhalten die Menschen nur Halbwissen oder lückenhafte Informationen aus der
Presse oder anderen "Qualitätsmedien". Wer das erstmal erkannt hat, wird sich alternative Quellen suchen um sich umfangreich informieren zu können.
Eine von diesen Halbwahrheiten war die Aussage von Markus Ruckdeschel zum Thema Sonnen- und Windenergie: "Beide Erzeugungsarten ergänzen sich perfekt im Jahreslauf".
Das stimmt bestenfalls, wenn man die Monatserträge gegenüberstellt. Schaut man sich die Daten im Detail (Zeitraster 1 Stunde) an, erkennt man sofort, dass es sehr viele
Zeitintervalle gibt, an denen weder Sonnen- noch Windenergie in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Durch den forcierten Ausbau der "Erneuerbaren" wird sich die
Situation nur verschärfen. Als Experte für Energiefragen wäre es Pflicht von Markus Ruckdeschel, die Zusammenhänge zu erklären und nicht das genaue Gegenteil zu behaupten.
Wer mehr zu diesem Thema wissen will, verweise ich auf meinen Onlinevortrag "Die Durchschnittslüge oder Warum die Energiewende scheitern wird" [4].
Fazit:
Mit zwei Bürgerversammlungen wird es Bürgermeisterin Christiane Meyer geschafft haben den ersten Volkszorn zu überstehen. Was danach kommt hängt von der Wehrhaftigkeit
der Bürger ab. Lassen sie sich gefallen, vorgeführt und bevormundet zu werden? Viele Planungen sind offen und schließlich gibt es noch die Option eines Bürgerbegehrens.
Als positives Beispiel sei die Gemeinde Mehring [5] bei Altötting erwähnt, die sich erfolgreich gegen den Bau von Windkraftanlagen auf ihrem Gemeindegrund gewehrt hat.
Ein wichtiger Problempunkt, den man bislang übersehen hat, ist die Sternwarte Feuerstein. Hier werden sich die Windkraftanlagen massiv auf die Arbeit der Sternwarte auswirken.
Besonders problematisch sind die Themen Infraschall, Microseismic und Teleskopschwingungen [6].
Reiner Pracht
Nachtrag
Da ich es für wichtig erachte die Öffentlichkeit vollständig zu informieren, finden Sie hier [7] einen Bericht der NN zu dieser Veranstaltung.